Das Krisenjahr 2009 ist vorbei - die Ära einiger bekannter Spieleentwickler ebenso. Auch die Unterhaltungsbranche war im letzten Jahr nicht vor Pleiten, Pech und Pannen gefeit.
Der deutsche Entwickler Ascaron, der unteranderem für Sacred 1+2 verantwortlich zeichnet, musste seine Pforten schließen. Ebenso wie der Publisher Midway, der durch die schleppenden Verkäufe seines Hoffnungsträgers Unreal Tournament 3 bereits stark angeschlagen war. Einem Spiel, das auf der gleichen Grafik-Engine basiert, wurde indes scheinbar endgültig das Genick gebrochen: Wird der Duke nach der Pleite von 3D Realms nun seine überfällige letzte Ruhe finden? Die Spielerschaft beantwortet diese Frage mittlerweile zum größten Teil nur noch mit einem gleichgültigen "Wohl kaum", liegt der muskelbepackte Waffenfreak doch bereits seit über 12 Jahren im sterben. Er ist eben ein zäher Bursche, dieser Duke, oder wie er sagen würde: "I've got balls of steel!"
Der eisernen Faust EAs hätte er aber wohl ebenfalls kaum etwas entgegenzusetzen. Der amerikanische Riese spart, was konkret die Entlassung von mindestens 1200 Mitarbeitern bedeutet. Der Star Wars Battlefront-Macher Pandemic fiel dem Rotstift der Electronic Arts Bosse am Ende des vergangenen Jahres zum Opfer, ungeachtet der fabelhaften Qualität seines letzten Werks: Saboteur wurde zu einem der heißesten Geheimtipps der zurückliegenden 365 Tage - ein kleiner Lichtblick, in diesem zweifelsohne dunklen Jahr.
Glücklicherweise gab es sie dann doch, die erfolgreichen Spiele, Programme, die einem ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht zauberten.
Freunde der brachialen Action wurden 2009, wie eigentlich in fast jedem Jahr, gut bedient. Skandale um den vielerorts als kundenfeindlich bezeichneten Multiplayer-Modus und die Flughafenmission, deren Inhalt sicherlich nicht mehr unter "Geschmackssache" fällt, hin oder her - Call of Duty: Modern Warfare 2 vermag es wie sein Vorgänger, packende Gefechte in einem fiktiven, wenn auch äußerst unlogischen, Konflikt darzustellen. Mehr Mittendringefühl wäre unverschämt! Call of Duty typisch, trifft das Wort "unverschämt" leider auch dieses Mal auf die Spielzeit zu: Nach etwa fünf Stunden flimmert der Abspann über den Bildschirm.
Ähnlich kurz fällt Call of Juarez: Bound in Blood aus, was meine damals aufgestellte
Theorie erneut
bestätigt. Doch genau wie damals beim ersten Teil, ist es auch in Bound in Blood die unvergleichliche Western-Atmosphäre, die dieses Spiel so fantastisch macht. Duelle bei Sonnenaufgang, Verfolgungsjagden in einer Kutsche und eine Liebesgeschichte voller Verrat, Misstrauen und Spannung - herrlich! Die Streitigkeiten zwischen den zwei sympathischen Brüdern, in deren Rolle der Spieler schlüpft, machen den emotionsgeladenen Titel mehr als spielenswert.
Dann gab es noch das brillante Batman: Arkham Asylum, über das ich bereits an anderer
Stelle ausführlich geschwärmt habe, sowie Assassin's Creed II - zumindest für die Konsolen.
Im Vorraus waren viele gespannt, ob der Nachfahre Altairs, namentlich Ezio Auditore da Firenze, nun wortwörtlich den Spiele-Olymp erklettert, oder wie sein Verwandter aus dem Morgenland kurz vor dem Ziel den Halt verliert. Spätestens am 19. November 2009 hieß es dann aufatmen. Das neue Abenteuer rund um die Geschichte der Assassinen ist tatsächlich um ein vielfaches abwechslungsreicher als der auf Dauer langatmige Vorgänger und muss sich in keinem Heuhaufen verstecken.
Die Hoffnung, dass die Ubisoft-Krankheit, also die Einfallslosigkeit bei Spielmechanismen, nun langsam überwunden ist, flammte schlagartig wieder auf.
Während sich Europas größter Spiele-Publisher noch erholt, steht das Genre der Adventures wieder in voller Blüte. Zwar konnten Neuauflagen bekannter Klassiker, allen voran Monkey Island, nicht zu hundert Prozent überzeugen, da die Qualität der Rätsel meilenweit hinter dem Original zurück blieb, jedoch brachten es besonders die Programme aus deutschen Landen zu Top-Wertungen bei der Fachpresse. Ceville, The Whispered World, The Book of Unwritten Tales und, und, und - eines besser als das andere und allesamt aus Deutschland.
Etwas überschaubarer sah es bei den Rollenspielen aus. Doch wie so oft zählt nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität, und da punktete das Genre im Jahr 2009 auf ganzer Linie! Große Namen wie Dragon Age: Origins und Risen (Haha, große Namen...ein Insider), die selbstredend perfekt sind, sorgten fast dafür, dass Perlen á la Torchlight und The Last Remnant untergegangen wären. Bei ersterem handelt es sich um einen klassischen Diablo-Klon, der sich durch seine nette Comic-Optik von der Konkurrenz abhebt, und die Stärken des Genres bündelt - eine klare Empfehlung! The Last Remnant ist ein japanisches Rollenspiel, das sich augenscheinlich an Final Fantasy orientiert, dabei aber eine erstaunlich interessante Geschichte erzählt, und die Kämpfe durch deutlich größere Armeen als in Square Enixs Produkt aufwertet. Leider sind die Landschaften erschreckend karg ausgefallen. Fans von japanischen RPGs können dennoch bedenkenlos zuschlagen.
Zuschlagen - im Sinne von Krieg - war im Genre der Strategie eher zweitrangig. Obwohl 2009 auch Empire: Total War und Dawn of War 2 das Licht der Welt erblickten, dominierte die Aufbau-Strategie, was an diesem einen Spiel aus Deutschland lag - genau Anno 1404.
Das Spiel wurde um gute neue Ideen bereichert, verlor aber trotzallem nicht seinen typischen Charme. Alles ist jetzt ein bisschen größer, monumentaler, um nicht zu sagen epischer! Die Spielbarkeit ist auf gewohnt hohem Niveau und macht Anno 1404 zu einem meiner Lieblingsspiele des Jahres 2009.
Eben noch am Horizont, ist es jetzt bereits da, das Jahr 2010. Gute Spiele wird es mit Sicherheit auch diesmal geben. Die Krise kann mir aber gern gestohlen bleiben. Hoffen wir das Beste!